Erlebnisbericht des
bekannten Traverlers John Mabib und seinem Begleiter Marc Katman Unsere Reise führt meinen
Begleiter und mich von Darwin nach Katherine, wo wir das vielgelobte
Schluchtensystem erkunden wollen. In der Schlucht ist es extrem heiß; dafür gibt es kaum Insekten. Das kristallklare Wasser ist eine willkommene Abkühlung. Ohne das dauernde Benetzen der Haut wäre es unerträglich in der flußaufwärts immer enger werdenden Schlucht. Die Felsen werden immer steiler und höher. Wir erreichen die Butterfly Gorge - eine Nebenschlucht, in der sich durch ein wenig Vegetation Massen von Schmetterlingen aufhalten. An dieser Stelle der Schlucht hat der Fluß einen rechtwinkligen Verlauf. Die Felswände erscheinen übermächtig - wir mit unserem vergleichsweise winzigem Boot direkt an einer senkrechten Felswand. Der Eindruck wird durch das im Schatten liegende, dunkle Wasser noch verstärkt. Die Tagestouristen sind schon zum größten Teil auf dem Rückweg. Wir paddeln weiter, an den "hängenden Gärten" vorbei bis zu einer weiteren Nebenschlucht mit einem 35m hohen Wasserfall - allerdings leider nicht jetzt, zum Ende der Trockenzeit. Wir verlassen unser Kanu und erklimmen die steile Schlucht bis zu einem Pool. Wir müssen uns den sicherlich atemberaubenden Anblick in der "wet season" nun dazu denken. Aber einmal aus der ungewohnten Sitzhaltung herauszukommen, hat den Aufstieg schon gelohnt. Nun sind wir scheinbar allein in der Schlucht. Es entfaltet sich immer mehr eine wunderbare Stille, die die Mystik dieses Ortes verstärkt, und wir fühlen uns wie Eindringlinge an einem heiligen Ort. Es ist nur noch das eigene Plätschern der Paddel zu hören, hin und wieder das Anschlagen eines Kanus an die Steine der Stromschnellen aus einer entfernteren Gorge. Erst gegen Abend werden die Schatten in der Schlucht länger. Was für eine Erholung für die Haut und die Augen. Wir passieren den "Smitts Rock", ein 35m hoher Fels, der während der Regenzeit komplett umspült im Flußbett liegt. Dort sehen wir dann auch zum erstem Mal Süßwasserkrokodile. Es wird schnell dunkler. Wir müssen
noch einen geeigneten Schlafplatz finden. Also halten wir, ziehen das
Kanu auf die Felsen der Stromschnellen und bereiten unser Nachtlager
in der Dämmerung. Es ist absolut still. Selbst die vereinzelten
Fliegen des Tages sind mit dem Sonnenuntergang verschwunden. Ganz
vereinzelt hallt das harte Schlagen eines Paddels anderer Kanuten
durch die Schluchten, an den Felswänden reflektiert und
multipliziert. Wir liegen erhöht auf einem 20 m hohen
Felsvorsprung direkt an einer Steilwand. Die von der Tagessonne
aufgeheizten Felsen geben nun ihre Wärme bis spät in die
Nacht ab. Die Isomatte dient - einmal anders herum - als Schutz
dagegen. Beim Betrachten des sagenhaft klaren Sternenhimmels fallen
wir in einen bleiernen Schlaf. Überraschend - nach ein
paar Metern in die schier endlose Weite des Outbacks verschwindet die
Schlucht. Uns wird da die Warnung der Kanuverleiher anschaulich ins
Gedächtnis gerufen, sich stets bewußt zu sein, daß
man weit weg von jeder schnellen Hilfe ist. Wir müssen uns
unseren Weg also gut merken, was nicht ganz so einfach ist, da die
Sonne in der Mittagszeit fast senkrecht über uns steht. Die Luft
ist nun extrem trocken, unsere Wasservorräte sind schnell
aufgebraucht, die Haut beginnt auszutrocknen. Die vorher nassen
T-Shirts sind schon knochentrocken. Sie spenden uns nun keine
angenehme Kühle mehr. Also machen wir uns auf den Rückweg
zur Schlucht. Auch deshalb, da uns dringend davon abgeraten wurde, uns
den Billabongs zu nähern, da sich dort wildlebende Wasserbüffel
aufhalten, mit denen - an ihrer einzigen Wasserquelle weit und breit -
nicht zu spaßen sei. Am nächsten Tag geht es - nach einer frühmorgendlichen Fotosession zum oberen Rand der Schlucht mit einem atemberaubenden Blick in das Schluchtensystem und einem spartanischen Frühstück - weiter zurück, mehr treibend als paddelnd, mit vielen Badestopps. Spät am Nachmittag kommen
wir an unserem Ausgangspunkt an. Dort entdecken wir beim Gang zu
unserem Pickup-Service einen Bower Bird, der ein Nest in Form eines
kleinen Tunnels baut und an beide Eingänge gesammelte weiße
Dinge plaziert, um Weibchen anzulocken. © 1998 by MALLiT |